Der Hexenprozess zu Hornburg
Anna Landmann – Mutmaßliche Szenen aus ihrem Leben
Anna Landmann aus Osterode wurde die Nächstenliebe zum Verhängnis. Sie lebte am Rande der Gesellschaft, war sozial sehr engagiert und kümmerte sich um gesellschaftliche Außenseiter. Sie wurde 1596 in Hornburg als Hexe verurteilt und im Januar 1597 hingerichtet.
Zum Gedenken an diesen Hexenprozess wurde zum 400sten Jahrestag, am 19. Oktober 1996, das Theaterstück „Anna Landmann – Mutmaßliche Szenen aus ihrem Leben“ vom Altstadttheater Hornburg uraufgeführt.
Das Stück zeigt in einer 60 minütigen Freiluftinszenierung behutsam ausgewählte Szenen aus Anna Landmanns Leben bis zur Hinrichtung als Hexe.
Geschrieben wurde es von dem Goslarer Autor und Publizisten Hans-Georg Ruhe. Das Theaterstück entstand 1996 aufgrund einer Initiative der Frauenwerkstatt für Bildung, Kultur und Handwerk gemeinsam mit anderen Projekten, die an Anna Landmann erinnern sollen.
Aufführungstermine:
Im Oktober startet das Altstadttheater Hornburg eine kleine Aufführungsreihe mit drei Aufführungen.
Den Anfang macht eine Aufführung am Samstag, 6. Oktober 2018 um 18:15 Uhr in Wolfenbüttel auf Einladung des Braunschweigischen Landesmuseums auf dem Hof der ehemaligen Herzoglichen Kanzlei in der Kanzleistr. 3.
Die zweite Aufführung der kleinen Reihe trägt die Geschichte Anna Landmanns in eine andere Region Niedersachsens – in das Osnabrücker Land. Das Altstadttheater Hornburg gastiert am Samstag, 13. Oktober 2018 um 18:00 Uhr auf der Landesgartenausstellung in Bad Iburg, auf der GiroLive Bühne.
Den Abschluss bildet eine erneute Aufführung auf historischem Boden am Samstag, 20. Oktober 2018 auf dem historischen Marktplatz in Hornburg.
Der Eintritt zu den Aufführungen ist frei – um eine Spende wird gebeten.
Für 2019 sind zwei weitere Aufführungen an anderen Orten in unserer Region und eine Aufführung auf Baltrum bei den niedersächsischen Amateurtheatertagen geplant.
Anna Landmann – Erinnern statt vergessen.
Während der Hexenverfolgungen wurden in Europa im späten Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit zwischen 1450 und 1780 etwa 60.000 Menschen im Namen des Glaubens verfolgt, verhaftet und hingerichtet, die meisten davon in Deutschland (ungefähr 25.000). Viele wurden lebendig auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Um ihr Leiden nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, ist es wichtig, einzelne Schicksale in Erinnerung zu rufen.
Bis heute hat es für die Hingerichteten der Hexenprozesse keine öffentliche Rehabilitation gegeben. An den meisten Orten sind die Leiden der als Hexen angeklagten Frauen, Männer und Kinder in Vergessenheit geraten. Nur in wenigen Ortschaften, in denen Hexen verfolgt wurden, wird an das Schicksal der unschuldig hingerichteten Menschen erinnert. An diesen Gedenkstellen wird ihr Schicksal aus dem Dunkel der Vergangenheit herausgeholt und dem Vergessen entrissen. Die Hingerichteten werden durch öffentliche Aufmerksamkeit rehabilitiert und ihnen die geraubte Würde zurückgegeben.
Die Auseinandersetzung mit dem Schicksal verfolgter Menschen kann auch heute noch den Blick schärfen für das Leiden unschuldiger Menschen in aller Welt. Folter ist bis heute in vielen Ländern der Welt ein menschenverachtendes Instrument der Unterdrückung. Damals wie heute werden in Notzeiten anders denkende und handelnde mundtot gemacht und in Notzeiten Sündenböcke gesucht und gefunden.
Anna Landmann – Ein Todesurteil für die Nächstenliebe.
Anna Landmann aus Osterode war eine einfache Frau mit viel Nächstenliebe. Ihre für die Zeit ungewöhnlich anmutende Barmherzigkeit gegenüber Bedürftigen und Schwachen machte Anna Landmann zur Außenseiterin bei der Obrigkeit, der Geistlichkeit und bei den Bürgern.
Das Dorf Osterode am Fallstein liegt 3 km östlich von Hornburg. Dort wohnte Anna Landmann. Anna Landmanns soziale Einstellung störte anscheinend die Leute im Dorf. Sie beobachteten das Treiben des „Gesindels“ mit großem Misstrauen und wandten sich an den Amtmann des Hornburger Burgbezirkes Heinrich Brandes. Dem Amtmann Brandes wurde zugetragen, dass es sich bei Anna Landmann möglicherweise um eine Zauberische handelte, was auch für eine ehrenhafte Frau ein gefährlicher Vorwurf war.
Aufgrund der Denunziationen und im Zusammenhang mit anderen Hexenprozessen und der allgemeinen »Hexenangst« wurde Anna Landmann Ende 1596 verhaftet und mehrmals gütlich und peinlich verhört. Sie legte kein Geständnis ab. Es folgten Verhöre unter Folter. Schließlich gestand die Angeklagte unter Erschöpfung und der andauernden Folter den Teufelspakt. Sie wurde am 24. Dezember 1596 zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt und Anfang Januar 1597 in Hornburg hingerichtet. Anna Landmann wurde in Hornburg verscharrt – an einen Heinrich Brandes erinnert eine Gedenktafel in der Hornburger Marienkirche!